Feldlerche, Kiebitz, Schafstelze und Co., die noch vor wenigen Jahren niederrheinische Felder und Wiesen auffällig bereicherten, sind in ihrer Existenz in unseren Gefilden massiv bedroht. Der beliebte melodische Frühjahrsgesang der Feldlerche, beispielsweise im Rheinvorland bei Bislich oder in der Weseler Aue, verstummt zunehmend. Die halsbrecherischen Balz-Flugkapriolen der Kiebitze sind ebenfalls nur noch erschreckend wenig am gesamten Niederrhein zu beobachten. Das ehemals in unserer Feldflur überall verbreitete Rebhuhn ist bereits zu einem erbärmlichen Schattendasein verdammt. So schlecht wie auf Feldern und Wiesen haben sich die Vogelbestände nirgendwo sonst entwickelt. Und das nicht nur bei uns. Leider verzeichnen die Arten dieser Lebensräume seit 1980 auch in 20 EU-Staaten über gravierende 50 Prozent Bestandseinbußen.
65 Prozent aller Feldvogelarten nehmen bereits einen unrühmlichen Platz auf der Roten Liste ein. „Die Ursachen für diesen Artengaraus sind in vielen Ländern wissenschaftlich untersucht worden und kommen zu dem Ergebnis, dass daran die naturfeindliche Agrarpolitik die Hauptschuld trägt“, so Peter Malzbender, Leiter der Fachgruppe Ornithologie im Kreisverband Wesel des NABU. Der überbordende Pestizideinsatz, fehlende Randstreifen und eine geringe Kulturvielfalt würden auch am Niederrhein zu weiterem Artensterben führen. Der Biomassen-Anbau zur Energiegewinnung und der Landschaftsverbrauch am Niederrhein seien schlichtweg unverantwortlich. „Der NABU fordert, die fortschreitende Verarmung der Kulturlandschaft zu stoppen. Dies ist nur möglich, wenn europäische Agrarförderungen viel konsequenter und wirksamer mit ökologischen Standards verknüpft werden“, so der Vogelkundler. Dabei legt Malzbender ausdrücklich Wert darauf, nicht etwa alle Landwirte zu verteufeln. Vielmehr wolle der NABU beratend und unterstützend zur Seite stehen. Längst hätte der Landes- und Bundesverband eingefordert, insbesondere den Landwirten, die konkrete ökologische Leistungen erbringen, Subventionen zukommen zu lassen. Dabei ist unbedingt der Verzicht auf Grünlandumbruch und die Bereitstellung von 10 Prozent ökologischer Vorrangflächen wie Hecken und Buntbrachen vorrangig zu fördern.
Außerdem hat der Vogelkundler mit seinen Mitstreitern in den vergangenen Wochen am Niederrhein massive Störungen beim Brutgeschäft von Feld- und Wiesenvögel beobachtet. „Wir waren Augenzeugen als Feldlerchen- und Kiebitz Gelege unter die Räder kamen, weil die große Trockenheit eine vorzeitige Mahd auslöste, Angler kreuz und quer durch eines der letzten Brutgebiete von Rotschenkel und Uferschnepfe im Orsoyer Rheinbogen latschten, ein Hundebesitzer seinen Vierbeiner in aller Gelassenheit einen Hasen in einem Naturschutzgebiet bei Xanten jagen ließ“. Und Malzbender betont: „Natürlich sprechen wir möglichst unaufgeregt sofort mit den Menschen. Viele haben auch Verständnis. Vielmehr bemängele ich ausdrücklich, dass unsere Naturschutzgebiete in der Regel zu klein sind und auch massive Verstöße in ihnen nur selten aufgedeckt werden. Ich wünsche mir und erwarte auch wesentlich mehr Unterstützung von der Unteren Landschaftsbehörde“.
Richtiges Füttern hilft der Vogelwelt und ist ein Naturerlebnis. Der NABU-Wesel empfiehlt die Ganzjahresfütterung.