Von den drei bei uns beheimateten Schwalbenarten,
die Rauchschwalbe – Hirundo rustica,
die Mehlschwalbe – Delichon urbica,
die Uferschwalbe – Riparia riparia,
ist die erstgenannte die wohl bekannteste.
Trotzdem kommt immer wieder die Frage: „Woran erkenne ich denn die Rauchschwalbe?“
Hier möchte ich die Beschreibung aus dem Petersen – Die Vögel Europas – übernehmen:
Kennzeichen.: 19 cm, durch lange Schwanzspieße gekennzeichnet. Oberseite dunkel, metallisch-blau glänzend, Stirn und Kehle braunrot, dunkelblaues Kropfband, die übrige Unterseite rahmweiß. Jungvögel viel matter , mit kürzeren Schwanzspießen. Flug anmutig dahin schießend.
Die Mehlschwalbe hingegen hat eine weiße Kehle und einen weißen Bürzel ohne Schwanzspieße.
Die Stimme ist ein hohes „tswit“, das in Erregung zu einem schnellen Zwitschern gereiht wird. Der Gesang ist ein angenehmes sanftes, plauderndes Gezwitscher und Getriller aus in schneller Folge gereihten Tönen.
Der Lebensraum der Rauchschwalbe ist die von Menschen bewohnte offene Feldflur. Sie bevorzugt gerne die Nähe von Seen, Teichen und Wiesen. Dort ist auch noch bei schlechter Witterung Nahrung zu finden. Übrigens sind Wasserflächen für Schwalben lebensnotwendig. Durch ihre Ernährung von Fluginsekten können sie ihren Wasserbedarf nur durch regelmäßiges Trinken ausgleichen. Beim Trinken gleiten sie über die Wasseroberfläche, um diese mit geöffnetem Schnabel kurz zu berühren. Ab und zu baden sie auch. Dabei lassen sie sich während ihres Fluges kurz ins Wasser fallen.
Die enge Bindung von Rauchschwalben an den Menschen ist schon erstaunlich. Dorfumsiedlungen haben ergeben, dass bei Verödung der Ställe die Rauchschwalben fortziehen.
Klaus Ruge schreibt treffend: „Ihre ökologischen Nischen sind die Ställe in den on Menschen bewohnten Gebäuden.“
Auch die Veränderung der Lebensräume ist für den Rückgang unserer Rauchschwalbe entscheidend.
Die heutigen Viehställe sehen halt anders aus, als die vor 50 Jahren. Die Wände sind meistens glatt, vielleicht schon gekachelt, so dass die Schwalben keine Möglichkeit mehr haben, ihre Nester irgendwo anzuheften. Auch fehlt es häufig an Nistmaterial. Durch die Asphaltierung unserer Landschaft fehlt es an Laken und Pfützen. Sie brauchen nun mal den feuchten Lehm, der gespeichelt und mit Streu durchsetzt ihr Nest bildet.
Eine Ersatzmaßnahme wäre schon eine 1 qm große Folie mit lehmiger Erde bedeckt, dieses täglich mit einer Gießkanne benässen, schon wäre Nistmaterial für die Schwalben vorhanden. Auch sind Kunstnester zu empfehlen.
Nisthilfen für verschiedene Vogelarten sind bei der Geschäftsstelle zu erhalten…
…Zur Brutbiologie ist zu bemerken, dass die ersten Rauchschwalben je nach Wetterlage von Ende März bis Ende April bei uns eintreffen. Der gesamte Heimzug der Schwalben kann sich aber bis zu 60 Tage hinziehen. Dieses könnte aber auch ein biologischer Zusammenhang sein. Sollten die ersten heimgekehrten Rauchschwalben Opfer einer winterlichen Rückkehr werden, so kann das Wetter den Ende Mai heimkehrenden Vögeln nicht mehr schaden.
Die Paarbildung findet meist am Nistort statt. Sie ist vollzogen, wenn das Weibchen den vom Männchen ausgesuchten Nistplatz toleriert und bei diesem übernachtet.
Das Nest wird meistens vom Weibchen allein gebaut. Mit verspeicheltem Mörtel und kleinen Halmen baut es, je nach Witterung, acht bis zehn Tage daran. Es ist napfartig und von oben ganz offen, im Gegensatz zur Mehlschwalbe, deren Nest und eine seitliche Öffnung hat.
Bei der Auspolsterung des Nestes mit Federn beteiligt sich auch schon mal das Rauchschwalbenmännchen. Das Gelege, welches allgemein fünf bis sechs weiße, hellbraun- bis rotbraun-gefleckte Eier enthält, wird je nach Witterung 13 bis 16 Tage vom Weibchen allein bebrütet. Die Brutzeit hängt also davon ab, ob längere Brutpausen entstehen, z. B. durch Nahrungsmangel bei Kältephasen. Bei der Aufzucht der Jungen beteiligen sich wieder beide Altvögel. Die Nestlingszeit ist sehr variabel. Je nach Nahrungsangebot kann sie 18 bis 25 Tage dauern.
Nach dem Ausfliegen sitzen die jungen Schwalben meist auf Drähten oder Zweigen und werden von den Eltern im Rüttelflug gefüttert. Bei Kälte sitzen die Jungen sehr eng zusammen, um Wärmeverluste zu vermeiden.
Oft schreiten jetzt die Altvögel zur zweiten Brut. H. J. Beser hat ermittelt, dass 75 % der Rauchschwalben bei günstigem Wetter zweimal brüten.
Nachdem die Jungschwalben selbständig geworden sind, schließen sie sich gern zu einem Schwarm zusammen und fliegen in der näheren und weiteren Umgebung umher.
So auch an einem kalten, regnerischen Julimorgen 1985. Am Deich Wesel-Flüren stand die Wilde Möhre in Blüte. 80 bis 90 junge Rauchschwalben suchten an diesem Tag as Gebiet auf, um im Rüttelflug die feuchtklammen Insekten von den Möhrendolden zu pflücken. Noch zu erwähnen wäre, dass dieser Schwarm sehr eng zusammen flog. Sein Jagdgebiet war etwa 250 qm groß. Als auf dieser Fläche die Insekten von den Dolden "abgeerntet" waren, flogen die Schwalben ein gleichgroßes Gebiet an, um ihre erfolgreiche Jagd fortzusetzen.
An nasskalten Tagen ohne Insektenflug sind diese Ansammlungen von Kerfen auf Wildblumen eine unentbehrliche Nahrungsquelle für unsere Schwalben.
Im Volksmund gelten Schwalben als Wetterpropheten. Fliegen sie niedrig, steht schlechtes Wetter bevor. Dieses ist ganz einfach zu erklären. Sie folgen nämlich nur ihrer Nahrung, kleinen Fluginsekten, die sich bei fallendem Luftdruck in Bodennähe aufhalten.
Hier aber zeigt Hirundo rustica ihre hohe Flugkunst. Flach über die Erde dahinfliegend weicht sie jedem Hindernis reaktionsschnell aus, steilt auf oder wendet und ist sehr schnell unseren Blicken entschwunden.
Ihr Körperbau ist aber auch ausgezeichnet für solche Flugkünste ausgerichtet. Der grazile, torpedoförmige Leib bietet der Luft nur einen geringfügigen Widerstand. Die langen, spitzen Flügel und der tief gegabelte Schwanz schaffen die ideale Voraussetzung für eine große Wendigkeit dieses geschickten Fliegers. Auf dem Boden ist sie aber sehr unbeholfen und sucht ihn nur auf, um an geeigneten Stellen Nistmaterial aufzuklauben. Ihre kleinen zierlichen Füße eignen sich besser für das Anklammern an Drähten, Zweigen und Mauern.
Bevor unsere Rauchschwalben den abenteuerlichen Flug zu ihren Winterquartieren beginnen, schließen sie sich zu großen Schlafgesellschaften zusammen. An den Schlafplätzen, die vorwiegend in Schilfzonen liegen, hat man schon viele Tausend Rauchschwalben registriert. Der Wegzug von diesen Schlafplätzen vollzieht sich in kleinen Gruppen. Da Rauchschwalben Tagzieher sind und während des Fluges Nahrung aufnehmen, ist es biologisch sinnvoll, in kleinen Trupps zu reisen.
Dieser herbstliche Vogelzug, von Norden n ach Süden gerichtet, ist ein charakteristischer Ausweichzug. Zur Erhaltung ihrer Körpertemperatur benötigen diese Warmblüter bei sinkenden Außentemperaturen mehr Nahrung. Diese wird im Winter knapp. So weichen sie in den Süden aus. Die Winterquartiere der Rauchschwalben liegen in Afrika.
Der Wegzug der hiesigen Population beginnt im letzten Drittel des Monats August. Mitte September ist der größte Teil schon auf seiner langen gefahrvollen Reise zum fernen Westafrika und in das Kongogebiet.
Richtiges Füttern hilft der Vogelwelt und ist ein Naturerlebnis. Der NABU-Wesel empfiehlt die Ganzjahresfütterung.