Überall dort, wo unterschiedliche Lebensräume aufeinander treffen, entwickeln sich auf den Grenzgebieten ganz eigene kleine Lebensgemeinschaften: die Säume. In 50 cm bis 2 m breiten Streifen ziehen sie sich entlang der Wälder, der Flüsse und vor allem der Wege. Aber "Säume" sind kein einheitliches Biotop. Sie sind so unterschiedlich wie die Lebensräume, die sie begrenzen.
Die am weitesten verbreiteten Säume sind die auf nährstoffreichen Böden wachsenden Brennnesselsäume, die ihr natürliches Vorkommen auf den schweren Böden des Stromtals haben. Wunderschöne Ausbildungen solcher Säume finden sich in der Mommniederung bei Löhnen. Angelehnt an die dortigen Hecken blühen dort im zeitigen Frühjahr abertausende Exemplare des Hohlen Lerchensporn, der in NRW ansonsten außerhalb des Stromtals in den Kalkbuchenwäldern des Berglandes verbreitet ist. Später geht der Lerchenspornblühaspekt in das Weiß des Wiesenkerbels über, der dann auch an vielen Wegen und Rainen einen typischen und auffälligen Saumaspekt markiert. Die auffälligen "Blütenteller" sind der "Tanzplatz" vieler Insekten, die diese Blüten gern auf ihrer Nektarsuche anfliegen. Es ist übrigens der Saumtyp, wo sich im Frühjahr auch am ehesten die besten Küchenkräuter sammeln lassen wie Giersch, Gundermann, Brennessel etc.
Entlang von Gräben und kleinen Gewässerläufen wachsen häufig sogenannte feuchte Hochstaudenfluren (FFH-Lebensraumtyp!), die ebenfalls Saumcharakter haben mit Mädesüß, Baldrian und Blutweiderich, auch der Wasserdost gehört dazu. Letzterer wird sehr gern von Schmetterlingen besucht.
Wunderschöne blütenreiche Saumgesellschaften finden sich nicht zuletzt auf den von Natur aus ärmeren Böden der Eichenmischwälder, in denen nicht selten sogar Heiderelikte zu finden sind mit Besenheide, Aufrechtem Fingerkraut, etc. Auch das zarte Lila der Rundblättrigen Glockenblume, das Gelb des Wiesenlabkraut oder das Purpurrot der Heidenelke ist hier zu finden. Da unsere Landschaft heute sehr oft zu viel Nährstoffzufuhr erfährt, sind solche Säume sehr selten geworden und hochgradig schutzwürdig. Unter Birken- und Stieleichenbaumreihen, die natürlichen Baumarten dieser Landschaft, kommen im Herbst als weitere Organismengruppe im Übrigen zahlreiche Pilze hinzu, die oftmals in Symbiose mit ihren Baumpartnern leben. Schöne Beispiele für diesen "armen" Saumtyp gibt es am Niederrhein noch in den Kreisen Viersen und Wesel.
Sehr interessant sind übrigens in sandigen Gebieten auch die im Bereich der Weidezäune angesiedelten Raine, die wegen ihrer randlichen Lage von der Düngung ausgespart bleiben. Hier blüht zeitig im Frühjahr die durch ihren bräunlichen Blühaspekt auffällige Feldhainsimse; die Grasnarbe ist oft von vielen Ameisennestern durchsetzt, die wiederum der Grünspecht gerne bei der Nahrungssuche aufsucht.
Im Innenbereich der Dörfer und Städte fallen im Sommer vor allem die Säume der wärmeliebenden Mäusegerste auf, die sich mit der zunehmenden Klimaerwärmung immer weiter auch in den Außenbereich ausdehnen. Außerdem wären hier die Beifuß-Rainfarnsäume zu nennen oder solche der wärmeliebenden Wegwarte, die gerade am Niederrhein im Stromtal nicht selten sind.
Richtiges Füttern hilft der Vogelwelt und ist ein Naturerlebnis. Der NABU-Wesel empfiehlt die Ganzjahresfütterung.