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Wohin laufen sie denn?

Die Amphibien sind jetzt unterwegs zu ihren Laichgewässern. Naturschützer passen auf, dass sie nicht unter die Räder kommen. An der Ober-Lohberg-Allee in Hiesfeld ist sogar ein Ersatzlaichgewässer gebaut worden.

 

Vor ein paar Wochen war noch eisiger Winter am Niederrhein. Mit bitterkalten Nachtfrösten, wie wir es nur selten in unserer Region erleben. Unmittelbar darauf folgte dann  ein Temperaturanstieg bis an die 20° Celsius tagsüber. Schneeglöckchen und Krokusse zeigten als erste Farbtupfer dem Winter die kalte Schulter. Dazu unterstützten vielerorts gelbe Zitronenfalter mit ihren beeindruckend-filigranen Schaukelflügen die Szenerie. Längst  hat der Dirigentenstab im Orchestergraben der Natur für Bewegung gesorgt. Nicht nur Amsel, Singdrossel, Heckenbraunelle, Rotkehlchen und Co. wissen dazu bereits morgens und abends ein Liedchen zu zwitschern. Auch einige Eulenvögel lassen jetzt ihre Balzrufe erklingen. Waldkauz und der große Uhu brüten bereits am Niederrhein. Und einige Amphibienarten haben sich auch schon auf die Socken gemacht. Aus ihren Winterquartieren zu den traditionellen Laichgewässern.

 

 

Erdkröten-Pärchen endlich am Laichgewässer angekommen.

Foto: Peter Malzbender 

 

Die Biologie dieser Tiere zwingt sie dazu, diesen Aufwand zu betreiben. Amphibien sind nämlich wechselwarme Tiere; ihre Körpertemperatur ist in hohem Maße von der Umgebungstemperatur abhängig. Kalte und knappe Nahrung zwingen die Lurche zur Winterruhe. Zum Überwintern werden passende Unterschlupfe wie Wurzelbereiche von Bäumen, Erdlöcher, Hohlräume unter Steinplatten, unter totem Holz oder in Kleinsäugerbauten genutzt. Ein Teil der Frösche überwintert im Bodenschlamm von Gewässern. Bei allen gemeinsam ist dann der Stoffwechsel auf ein Minimum heruntergefahren. Erst höhere Tages- und Nachttemperaturen im Vorfrühling erlöst die Tiere aus ihrer Starre und bringen sie bevorzugt in feuchten Nächten wieder auf die Piste. Sie gehen auf Wanderschaft. Häufig in beachtlicher Anzahl. Angetrieben vom allgemein gültigen Prinzip der Biodiversität, sich selbst fortzupflanzen und damit artenspezielles Genmaterial zumindest vorläufig zu sichern.

 

 

Das Erdkröten-Weibchen wickelt ihre Laichschnüre bevorzugt um Unterwasserpflanzen.

Foto: Peter Malzbender

 

Auf dem Weg zu den angestammten Laichgewässern lauern auch Gefahren. Vor allem beim Überqueren asphaltierter Straßen. Darüber wird aber nicht selten auch in dunkler Nacht mit den geliebten Autovehikeln gebrettert. Und somit leider auch viele Amphibien plattgefahren. Wenn es nicht die engagierten Amphibienschützer vom Nabu gäbe, wären vielerorts bereits ganze Populationen verschwunden. Denn die betreuen beispielsweise im Kreis Wesel Amphibienfangzäune an besonders stark befahrenen Straßen, die Amphibien-Wanderrouten kreuzen. Dazu haben sie mit schweißtreibender Knochenarbeit rechtzeitig diese Spezialzäune aufgebaut. Oft hunderte Meter lang.  Und gut alle zehn Meter direkt am Zaun Plastikeimer eingegraben, die mit einem nassen Schwamm ausgestattet sind. Die nächtlich wandernden Amphibien suchen am Fangzaun eine Lücke, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Dabei plumpsen sie sacht in die Eimer. Morgens und abends werden diese Tiere dann von den Naturschützern sicher über die Fahrbahn gebracht und wieder freigelassen. Beachtlich ist das  eingebaute Navi der Lurche.  Denn alle Tiere bewegen sich dann direkt weiter in Richtung Laichgewässer.

 

 

Mühselig müssen jedes Jahr die Fangzäune aufgebaut werden. Wie hier von Eddi Rodzinski (v.l.), Ines Hassmann und Hermann Hillebrandt an der B8 in Voerde.

Foto: Peter Malzbender

 

Die Nabu-Kreisgruppe Wesel betreut zusammen mit der Naturschutzjugend (Naju) im Kreisgebiet Fangzäune in Moers, Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Wesel, Hamminkeln, Lippedorf,  Voerde, Hünxe und Dinslaken. Mit  gut 100 sachkundigen,  ehrenamtlichen Helfern. Und viele  davon sind bei Wind und Wetter schon Jahre dabei.

 

 

Gut behütete Erdkröten.

Foto: Peter Malzbender 

 

Gemeinsam erfolgreich in Hiesfeld
An der Ober-Lohberg-Allee in Dinslaken-Hiesfeld konnte der Nabu sogar eine größere Katastrophe verhindern. 2016 ereilte ein Hilferuf aus der Bevölkerung die Nabu-Geschäftsstelle in Wesel. Über 100 Erdkröten waren in den Nächten zuvor dort plattgefahren worden. Der Autor machte sich sofort selbst ein Bild vor Ort. Beim Bau dieser relativ neuen Osttangente waren keine Krötentunnel bedacht worden. Erdkröten sind nicht planungsrelevant. Das Bundesnaturschutzgesetz schützt die Tiere aber. Der Nabu ließ nicht locker. Als erstes wurden die lebensrettenden Fangzäune aufgebaut und natürlich betreut. Unterstützung von der Unteren Naturschutzbehörde im Kreis Wesel angefordert. Zusammen mit der Politik, der Stadt Dinslaken, der Bezirksregierung, der Ruhrkohle AG als Grundstücksbesitzer und der UNB wurde ein letztlich erfolgreiches Konzept in den letzten Jahren  entwickelt und schon weitgehend umgesetzt. Weil die Laichgewässer nicht zuletzt durch den Klimawandel zunehmend trockengefallen waren, ist dort ein paar Hundert Quadratmeter großer Folienteich nach zähen Verhandlungen als Ersatzgewässer geschaffen worden. Und damit auch das Wassermanagement gesichert. Die RAG hat hier als Ausgleich für eine Baustraße den Teichbau finanziert. Auch die Untere Naturschutzbehörde (UNB) hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Projekt immer wieder unterstützt.

 

 

Nach umfangreichen Verhandlungen konnte das neue, große Ersatzlaichgewässer an der Ober-Lohberg-Allee in Dinslaken-Hiesfeld gebaut werden.

Foto: Peter Malzbender

 

Starke Typen im Einsatz
Ohne Vorstandsassistentin Norma Heldens von der Nabu-Kreisgruppe Wesel wäre insbesondere der umfangreiche Einsatz an der Ober-Lohberg-Allee durch die  ehrenamtlichen Aktiven vom Nabu-Dinslaken nicht so erfolgreich über die Bühne gegangen. Sie selbst betont die beachtenswerte, spontane Bereitschaft der Dinslakener Truppe, die auch bei plötzlichen Sofortaktionen immer blitzschnell vor Ort waren. Norma Heldens plant dort seit Jahren die umfangreichen Einsatzschichten und führt zudem die tagesaktuellen Zählergebnisse der einzelnen Arten zusammen. Das Monitoring über jetzt bereits fünf Jahre zeigt deutlich die Entwicklungstendenz der einzelnen Lurche. Die Trockenperioden der vergangenen Jahre hatten einen negativen Einfluss auf die Populationen. Der Stellvertretende Nabu-Kreisvorsitzende Frank Boßerhoff hat über Jahre engagiert mit allen verantwortlichen Stellen für das große Ersatzlaichgewässer gekämpft. Ohne das beharrliche Engagement des Nabu gäbe es wahrscheinlich kaum noch Amphibien im Bereich der Ober-Lohberg-Allee.

 

 

Seit Jahren sind Norma Heldens (v.l.), Beate Neuhaus und Frank Boßerhoff unermüdliche Amphibienschützer.

Foto: Peter Malzbender


 

Artikel von Peter Malzbender, März 2021

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