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Sommergänse am Niederrhein

Von Grönland an den Niederrhein

 

Die Weißwangengans ist die erste arktische Gans, die sich hier wahrscheinlich auch als Brutvogel erfolgreich durchsetzen wird. Landwirtschaftliche Ertragseinbußen und Futterneid werden die Entwicklung stoppen.

 

Die schöne Weißwangengans etabliert sich auch als Brutvogel am Niederrhein. Foto: Peter Malzbender


Wildgänse gibt es am unteren Niederrhein reichlich. Zu jeder Jahreszeit.

Viele Menschen glauben, dass immer mehr Wintergäste aus den arktischen Regionen einfach bei uns bleiben.

Die Logik dabei hat etwas Vertrautes: hier sei es doch immer wärmer und Grünfutter immer verfügbar; außerdem könnten sich die Schnattertiere so die langen, kräftezehrenden Flugreisen sparen. Doch der biologische Jahresrhythmus fast aller arktischen Wildgänse, die unsere Region im Winter aufsuchen, ist anders programmiert.

 

Mit drei fast flüggen Weißwangengänsen. Foto: Peter Malzbender

 

Im Spätwinter machen sich dann auch die letzten Gänsetrupps bei uns auf, um noch rechtzeitig ihre meist hochnordischen Brutgebiete zu erreichen. Was veranlasst diese nachweislich meist schlauen Grauen, jährlich diese Strapazen auf sich zu nehmen?

 

Unter anderem wohl die Myriaden von Mückenlarven, die in den unzähligen Flachwassern der unendlichen Weiten von Tundra und Taiga den Gänseküken zusätzlich als Powerschnack zum Wachstum den Turbo anschmeißen. Gerade Mitte Juni, wenn auch die meisten arktischen Gänseküken schlüpfen, setzen auch die Permafrostboden-Gewässer ihre Mückeninvasionen frei.

 

Als echte Nestflüchter nutzen   die Gössel gerne die nahrhaften Proteine. Sie wuseln und schnabulieren was das Zeug hält, derweil die Elterngänse ständig die Umgebung nach potentiellen Beutegreifern hochkonzentriert mit den Augen abgrasen. Polarfuchs, Schneeeule und Co. werden dann  gegebenenfalls auch heftig attackiert. Häufig sogar erfolgreich.

 

Niederrheinische Sommergänse

 

Bei den Wildgänsen, die von vielen Ausflüglern und Naturfreunden im Sommer am Niederrhein wahrgenommen werden,  handelt es sich vornehmlich um die einheimische Graugans und die invasive Nilgans.

 

Die Graugans ist bei uns die häufigste einheimische Wildgans. Foto: Peter Malzbender

 

Die invasive Nilgans ist bei uns im Sommer die zweithäufigste Wildgans als Brutvogel. Foto: Peter Malzbender

 

Beide Arten brüten mittlerweile in nennenswerten Beständen bei uns. Zusätzlich brüten noch andere Wildgansarten, auch sogenannte Halbgänse, in wirklich überschaubaren Bestandsgrößen am Niederrhein. Die Weißwangengans hingegen ist hier erst in den letzten Jahren auf dem Vormarsch. Es ist die erste arktische Wildgansart, die sich bei uns zu etablieren scheint.

Es war schon eine kleine ornithologische Sensation, als vor Jahren erste zaghafte Brutversuche von dieser schönen, scheuen Wildgans in unseren Gefilden registriert wurden.

 

Ursprünglich hauptsächlich in Grönland und Spitzbergen Brutvogel, breitete sie sich in den 1970er Jahren in den Ostseeraum, nach Skandinavien hin aus, erschloss danach auch die Niederlande als Brutgebiet. Sogar sehr erfolgreich. Mittlerweile brüten im Tulpenland einige Tausend Paare. Aus der Vogelperspektive muss der Niederrhein auch sehr verlockend auf Weißwangengänse gewirkt haben. Der Autor hat im Juni über 100 Küken dieser Art allein in Rees und Wesel-Bislich beobachten können. Natürlich immer gut bewacht von den scheuen Altvögeln. Meist in größeren Familienverbänden.

 

Weißwangengänse mit Nachwuchs in Wesel-Bislich. Foto: Peter Malzbender

 

Für den Bestandszuwachs der Weißwangengans als Brutvogel in unserer Region ist sehr wahrscheinlich das Ende der Fahnenstange noch gar nicht erreicht.


Insel in Baggerseen bevorzugt


Nur die weiblichen Gänse brüten; am liebsten in lockeren Kolonien auf unzugänglichen Inseln. Die befinden sich am häufigsten in  niederrheinischen Kiesgewässern.  Die Ganter bewachen die Nistplätze.

 

Nicht alle geschlechtsreifen Weißwangenganspaare können erfolgreich für Nachwuchs sorgen. Optimal geeignete Brutplätze sind schließlich begrenzt. Verdrängungskämpfe auch mit anderen Wildgansarten gehören zu bestandsregulierenden  Tatsachen.

 

Was macht den Niederrhein als Brutgebiet für Wildgänse so reizvoll?

Es sind vor allem die vielen Kiesgewässer mit direktem Zugang zu Weideland. Die haben gerade in den letzten Jahrzehnten das Bild der bäuerlichen Kulturlandschaft in den Kreisen Kleve und Wesel maßgeblich verändert. Hinzu kommt, dass auch das Grünland das ganze Jahr über vielerorts zu stark gedüngt wird. Mit der Folge, dass auch immer reichlich Futter für die watschelnden Schnabeltiere zur Verfügung steht. 

 

Allerdings haben „nutzlose“ Mitesser auf landwirtschaftlich genutzten Flächen nur sehr begrenzte Chancen, ungeschoren davon zu kommen. Die legale Jagd auf Grau-, Nil- und Kanadagans, als sogenannte Sommergänse, wird bestimmt ausgeweitet. Ertragseinbußen sowie Futterneid werden auch vor der Weißwangengans keinen Halt machen, sollte ihr Bestand bei uns weiter signifikant wachsen.

 

 

Verbreitung und Nahrung

 

Insgesamt werden vier Populationen unterschieden: die Spitzbergen-, Grönland-, Russisch-Baltische- und die Mitteleuropa-Population. Weltweit wird es etwa 500 000 Weißwangengänse geben. Sie ernähren sich an der Küste auch auf salzigen Brackwiesen. Der Hauptanteil ihrer Nahrung ist grundsätzlich pflanzliche Kost; im Frühjahr werden gerne auch  Weidenknospen genascht. Zusätzlich ergänzen kleine tierische Lebewesen wie Crustaceen, Wasserinsekten und wahrscheinlich sogar Schnecken das Nahrungsspektrum. Das Gelege besteht aus 3 bis 5 Eiern. Natürliche Beutegreifer haben es schwer, eine Gans zu erwischen. Ihre wachsamen Augen sitzen seitlich hinten am Kopf, dies ermöglicht einen Rundblick von fast 330 Grad.       

                                                                                                                      
Jagdzeit für „Sommergänse“             

 

Zu den sogenannten Sommergänsen am Niederrhein gehören ausschließlich Arten, die auch am Niederrhein brüten. Grau-, Nil- und Kanadagans dürfen  in Schutzgebieten nur im Zeitraum vom 16. Juli bis zum 15. Oktober bejagt werden. Weil danach in den meisten Schutzgebieten bereits die arktischen Gänse als Wintergäste eintrudeln. Eine  weitere Bejagung auf heimische Wildgänse ist dann wegen der Störungen in diesen Arealen  verboten.

 

 


Peter Malzbender
 

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