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Der Uhu ist wieder heimisch

Sein Bestand nimmt auch am Niederrhein zu. Selbst in unseren Städten kommt er zurecht.

Erfolgsgeschichten im Naturschutz sind Mangelware. Doch es gibt sie: Uhu, Wanderfalke, Seeadler, Weißstorch und Co. haben in den letzten Jahrzehnten in ihren Populationen einen deutlichen Aufwind erfahren. Bundesweit. Und am Niederrhein sind diese gefiederten Schützlinge allesamt sogar Brutvögel.

 

Das darf natürlich nicht davon ablenken, dass jede zweite Vogelart auch in unseren Gefilden mitunter sogar signifikant Federn lassen muss. Ihre Bestände schrumpfen so dramatisch zusammen, dass viele bereits auf einen bedauernswerten Platz der Roten Liste in NRW abgestürzt sind. Allen voran die Arten der mit Überdüngung und Pestiziden geschwängerten Agrarlandschaften.


Entgegen dem allgemeinen Trend schaffen es allerdings einige Spezies, schwierige Bedingungen in einer mittlerweile überstrapazierten Kulturlandschaft für sich zu nutzen. Wer hätte vor zwanzig Jahren geglaubt, dass sich beispielsweise der Uhu, die größte Eule der Welt, im niederrheinischen Flachland zunehmend mit Erfolg ansiedelt?

Zumal der Uhubestand in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland vorm Aussterben bedroht war. Unter 100 Brutpaare soll es in der gesamten Republik nur noch gegeben haben. So die Erhebungsdaten der Vogelforscher.

 

Vor allem das mittlerweile längst verbotene, üble  Agrargift DDT, zunehmende Störungen und Plünderungen der Nester, sowie das Nachstellen mit der Flinte hatten für die beeindruckende, große Eule  verheerende Folgen. Das ist erfreulicherweise weitgehend Schnee von gestern. Heute sollen bundesweit wieder rund 2500 Uhu-Brutpaare Reviere besetzen. In Nordrhein-Westfalen konnten 2016 beachtliche 570 Reviere von den Experten ausgemacht werden.

 

Gut ein Dutzend Brutpaare am unteren Niederrhein

In den Kreisen Kleve und Wesel brüten gut ein Dutzend Paare. Einige seit knapp zehn Jahren mehr oder weniger erfolgreich.

 

Ein Geheimnis seiner erfolgreichen Verbreitung auch am unteren Niederrhein findet man auf seiner Speisekarte. Der Uhu ist ein Nahrungsopportunist. Ein angepasster „Allesfresser“, der dadurch in der Lage ist, sich auch in urbanen Lebensräumen einzurichten. Untersuchte Beutereste ergaben, dass auch in unseren Breiten meist Ubiquisten wie Rabenkrähen, Ringeltauben, Brief- und Straßentauben, Stockenten, Igel, Wanderratten, Feldmäuse und Kaninchen geschlagen werden.

Wenn die mächtigen, dolchartigen Fänge des Uhus zupacken, bleibt keine Auge trocken. Kurz und schmerzlos wird die Beute über den Jordan befördert.

 

Bei der Nahrungssuche fliegen Uhus häufig nur knapp über den Boden.

Foto: Peter Malzbender


Sein Jagdgebiet kann bei uns 40 Quadratkilometer groß sein. Allerdings bekommt man den imposanten, lautlosen Flieger auf seinen Streifzügen nur äußerst selten zu sehen. Das gelingt dann eher leidenschaftlichen Vogelkundlern, Naturfreaks und Jägern, die mit nachttauglichem Equipment unterwegs sind. Uhupaare verteidigen ihre Reviere energisch auch gegen Artgenossen.

 

Nahrungskonkurrenz wird in Schach gehalten.

In direkter Brut-Nachbarschaft ist sogar der Wanderfalke, der wahrscheinlich schnellste Greifvogel der Welt, vor Übergriffen des Uhus nicht gefeit. Nicht selten vertreibt die dominantere Großeule die Falken aus ihren angestammten Brutnischen oder verfüttert nestjunge Wanderfalken an den eigenen Nachwuchs.

Natürlich sind Uhus deshalb keine Monster. Sie jagen nur, wenn sie hungrig sind oder der eigene Nachwuchs auf Futter wartet.

 

Uhu im ersten Morgenlicht in der Lippeaue bei Wesel. Foto: Peter Malzbender
 

Noch im 19. Jahrhundert wurden Eulen, auch Uhus, durch einen irrsinnigen Aberglauben gefangen und an Stalltüren genagelt. Die Vögel der Weisheit wurden da noch als todbringende Nachtgestalten angesehen. Auch bei Teilen der niederrheinischen Landbevölkerung. Heute ist es auch dank anderem Wissen genau umgekehrt: Die meisten Menschen sind fasziniert von Eulenvögel.

Also nicht nur die in Outdoor-Kleidung steckenden Fernglas-Fuzzies.

 

Uhu im letzten Abendlich im Dämmerwald. Foto: Peter Malzbender

 

Eulen bauen selbst keine Nester. Uhus platzieren ihr schmuckloses Gelege bei uns meist in gut verborgenen Nischen: in offenen Sand- und Lehmgruben genauso wie auf und in stillgelegten Industriebauten, die meist von nahrungsreichen Brachen umgeben sind.

Aber auch in alten großen Greifvogelhorsten oder unter mächtigem Wurzelwerk umgefallener Waldbäume sowie auf hohen Kirchen haben sich niederrheinische Uhus eingerichtet.

 

Bereits jetzt balzen die schmucken Vögel. Mit markanten Rufen untermauern sie ihren Hormonstress. Die Frühbrüter sind bereit; die diesjährige Brutzeit ist eingeläutet.

 

Uhus können sehr alt werden; es gibt mehrere Nachweise von beringten Individuen, die in freier Wildbahn über 40 Jahre alt geworden sind. Leider schafft nur jeder zweite Junguhu das erste Lebensjahr. Hochspannungsleitungen, Windräder und nächtlicher Straßenverkehr werden bei uns regelmäßig zum Verhängnis.

 

Junguhus, vom Zechengelände Lohberg, wurden von NABU-Projektleiter Karl-Heinz Peschen aufgepäppelt und wieder ausgewildert.

Foto: Peter Malzbender

 

Erfreulicherweise konnten vergangenes Jahr sechs verletzte Uhus in der NABU-Auffangstation in Wesel-Blumenkamp wieder gesund gepflegt werden. Darunter drei junge Uhus; einer der am Xantener Dom und zwei die auf dem alten Förderturm der Zeche Lohberg flügge geworden waren.


Peter Malzbender

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