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Störche am Niederrhein

Dieser Artikel ist im Naturspiegel 1-2012 (Heft 84) erschienen.

 

Störche am Niederrhein

 

Seit einiger Zeit wird der Untere Niederrhein von Weißstörchen wiederbesiedelt. Anfangs war es der Kreis Kleve, den ein erstes Weißstorchpaar nach vielen Jahrzehnten wiederentdeckte. 1996 gab es die erste erfolgreiche Brut.

Im Jahr 2002 brütete das erste Storchenpaar im Kreis Wesel erfolgreich. Allmählich stieg der Bestand in den Folgejahren an und 2010 brütete auch in Duisburg das erste Weißstorchpaar seit mindestens 80 Jahren. Auch in der Dingdener Heide siedelte sich in 2010 erstmals ein Storchenpaar an.

In 2011 haben es in den Kreisen Viersen, Kleve, Wesel und in der Stadt Duisburg 16 Paare versucht, davon 2 Paare im Kreis Viersen, 9 Paare im Kreis Kleve, 4 Paare im Kreis Wesel und bisher ein Paar in Duisburg. Bei einem Paar im Kreis Wesel ist der Verbleib nicht eindeutig geklärt.

Die Entwicklung der Weißstörche am Niederrhein ist erfreulich und stets von großem öffentlichem Interesse begleitet. Da man den Weißstorch immer wieder mit dem guten Zustand der Landschaft in Verbindung bringt, möchte man meinen, dass sich auch die Situation der Landschaft am Niederrhein deutlich verbessert hat. Die Realität sieht anders aus, denn die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung (Stichwort „Biogasanlagen“) schreitet ungehindert voran, mit all den negativen Folgen für die Natur.

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass am Niederrhein hauptsächlich Ansiedlungen von Weißstörchen in oder unmittelbar an größeren Naturschutzgebieten erfolgen. Auf diesen Naturschutzgebieten lastet jedoch ein hoher Druck einerseits durch Sport- und Freizeiterholung und andererseits durch landwirtschaftliche Nutzung in Form von Monokulturen, z.B. großflächigem Maisanbau.

Gezielte Maßnahmen speziell für den Weißstorch sind Vernässung/Wiedervernässung, Grünlanderhalt und -extensivierung.

Städteübergreifend erfassen in Duisburg, Rheinberg und Voerde Stephanie Krüßmann vom NABU Wesel und Michael Kladny vom BUND Duisburg die Weißstörche, bemühen sich um Habitatverbesserungen und versuchen in Kooperation mit Landwirten Brutplätze in geeigneten Lebensräumen anzubieten. Die Biologische Station Wesel betreut die Storchenpaare auf der Bislicher Insel, in Bislich sowie in der Dingdener Heide.

Gefahren

Dabei ist ein wichtiger Aspekt Gefahrenquellen für Großvögel wie Stromleitungen zu eliminieren.

Ein Zusammenarbeiten mit den Stromversorgungs-Unternehmen ist unumgänglich, wobei die Naturschützer von der Vogelschutzwarte NRW unterstützt werden. Laut Bundesnaturschutzgesetz sind die Mittelspannungsleitungen (10 KV-Leitungen) bis Ende 2012 gegen Stromschlag zu sichern, dazu fanden Begehungstermine der kritischen Bereiche mit Michael Jöbges von der Vogelschutzwarte statt.

Ein weiterer Punkt des Weißstorchschutzes ist die Beringung der Jungstörche zu wissenschaftlichen Zwecken und die Ablesung und Meldung bereits beringter Störche an die Vogelwarte Helgoland.

An 20 Weißstörchen gelang in diesem Jahr in Duisburg, Rheinberg und Voerde die Ablesung der Ringe. Allerdings waren viele der in diesem Areal beobachteten Störche unberingt, so dass die folgende Auflistung der Ergebnisse kein vollständiges Bild liefern kann.

 

Ring-Ergebnisse der Vogelwarte

Das Brut-Weibchen des diesjährigen Duisburger Paares (NSG Rheinaue Walsum) wurde im 163 km entfernten Muizen (Mechelen) bei Antwerpen/Belgien im Jahr 2009 als Jungstorch beringt. Es erbrütete also mit gerade mal zwei Jahren einen Jungvogel, der aber im Alter von ungefähr 5 Wochen starb. Das dazugehörige Männchen ist unberingt.

Das 4-jährige Männchen vom Heesenhof in Rheinberg-Budberg ist 2007 in Dorsten beringt worden und war im vergangenen Jahr Brutstorch in Duisburg-Walsum. Sein Weibchen in diesem Jahr wurde 2008 in Knittelsheim/Rheinland-Pfalz als Jungvogel beringt. Das Brutpaar brachte 2 Jungvögel zum Ausfliegen, die beringt wurden.

Das Brut-Männchen vom knapp 2 km entfernten 2. Brutplatz in Rheinberg auf dem über 40 Meter hohen O2-Funkmast ist ebenfalls 4-jährig und wurde auf der Bislicher Insel als Jungvogel beringt. Sein Weibchen trägt einen Alu-Ring und stammt sehr wahrscheinlich aus den Niederlanden. Näheres ist nicht bekannt. Hier wurden drei Jungstörche flügge, bei deren Beringung Michael Kladny und Stephanie Krüßmann Michael Jöbges von der Vogelschutzwarte NRW unterstützen durften. Bei diesem Brutplatz handelt es sich nicht um eine für Störche konstruierte Nisthilfe, sondern wurde von Störchen im vergangenen Jahr erstmals zur Brut genutzt.

Das unberingte Brutpaar von der Bislicher Insel wurde aufgrund von Arbeiten im unmittelbaren Horstbereich im Frühjahr vertrieben. Somit gab es in diesem Jahr dort keine Brut. Möglicherweise ist dies das Paar, welches erstmals in Bislich am Deich brütete. Da diese Störche ebenfalls keine Ringe tragen, bleibt das nur eine Vermutung. Auch dieses Paar brachte drei Jungvögel zum Ausfliegen, die ebenfalls beringt wurden.

In der Dingdener Heide brütete auch in diesem Jahr das gleiche Paar wie in 2010. Beide Altvögel sind beringt. Das Männchen wurde 2007 in Lampertheim (Hessen) beringt, das Weibchen hingegen hat das Licht der Welt  2008 in Bad Langenbrücken (Baden-Württemberg) erblickt.

 

Storchentrupp aus der Momm-Niederung

Im Dorf Mehrum (Stadt Voerde) übernachteten im Juli und August allabendlich 10-15 Weißstörche, die als noch nicht brutreife Vögel tagsüber in der Momm-Niederung ihre Nahrung suchten, sogenannte übersommernde Störche.

Sie schliefen auf Straßenlaternen, Hausdächern und abgestorbenen Bäumen.

Außer einigen, meist niederländischen Störchen, von denen noch keine Auswertung vorliegt, gibt es folgende interessante Herkunftsnachweise:

Die abgelesenen Störche sind maximal 2-jährig und stammen überwiegend aus Nordrhein-Westfalen. Eine Ausnahme macht ein Weißstorch, der 2010 im 238 km entfernten Darmstadt (Rheinland-Pfalz) beringt wurde. Dieser Storch schlief über mehrere Wochen jeden Abend stets auf derselben Straßenlaterne im zentralen Bereich von Mehrum („Dorfstorch“).

Ein abgestorbener Obstbaum wurde über einen längeren Zeitraum von 4 Störchen gleichzeitig zum Schlafen genutzt, bis ein im vergangenen Jahr im 189 km entfernten storchenreichen Windheim (Kreis Minden- Lübbecke) beringter Storch den Baum „besetzte“. Er duldete neben sich auf dem gleichen Ast immer nur einen bestimmten unberingten Storch; alle anderen anfliegenden Störche wehrte er durch ausgeprägte Drohgebärden ab. In den letzten Wochen vor dem Weiterzug nutzten die Beiden den Baum für sich.

 

Laternenstörche

Ein unerwartetes Wiedersehen gab es mit den oben erwähnten Jungstörchen vom O2-Funkmast in Rheinberg. Sie gesellten sich ab Mitte August zu dem Mehrumer Storchentrupp und nächtigten auf einem Hausdach. Ebenso machten es die drei Jungen aus Bislich. Sie schliefen, zeitweise sogar zu zweit, auf einer Straßenlaterne. Die Laternen erwiesen sich generell als äußerst beliebt - ein Blick auf den weißgekalkten Boden genügte. Allerdings nutzte, abgesehen von den Bislicher Nestgeschwistern, jeweils immer nur ein Storch eine Straßenlaterne zum Schlafen für sich.

Weitere Störche kamen aus Solingen (52 km entfernt) sowie aus dem Zoo Rheine (95 km entfernt).

Im Falle der drei Störche aus dem Zoo Rheine ist es spannend, wie sie sich in der ansteigenden Wildpopulation weiterhin verhalten.

Bei der weiteren Natur- und Artenschutzarbeit wird die Beringung und Ablesung der Störche ein wichtiger Bestandteil bleiben. Während die Störche in ihrem Winterquartier verweilen, geht die Arbeit vor Ort zur Lebensraumverbesserung weiter.

 

Stephanie Krüßmann, Michael Kladny und Hans Glader

 

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