In vielen Gärten herrscht oft die triste Eintönigkeit angeblich pflegeleichter Scheinzypressen- oder Lebensbaumeinfriedungen und Rasenflächen vor. Jede Woche wird ab dem Frühjahr der Rasen gemäht und gedüngt, Gänseblümchen und Löwenzahn werden entfernt. Laub vom Nachbar und andere organische Abfälle wandern in die Mülltonne. Zum Düngen benutzt man stattdessen mineralischen Volldünger. In diese intensiv bearbeiteten Gärten wagt sich nur selten anderes pflanzliches oder tierisches Leben.
Über mehr Natur im Garten wird viel geschrieben. Auf Hochglanzfotos in Garten-Zeitschriften und Garten-Büchern kann man in der Regel romantisch angelegte Naturteiche bewundern, die mit Natursteinen ästhetisch gepflasterten Wege bestaunen, aber auch Kräuterspiralen unter die Lupe nehmen. Der neuen Ideen gegenüber aufgeschlossene Gartenbesitzer verspürt alsbald den Drang, dies alles in seinem Garten umzusetzen, stößt dann bei schwierigen und aufwendigen Maßnahmen aber alsbald an seine Grenzen.
Mehr Natur in den Garten, das kann aber auch mit einfachen Mitteln erreicht werden: durch umweltgerechtes Bewirtschaften, bei dem auf den Einsatz von Giften und Mineraldünger verzichtet wird oder der sorgfältigen Pflanzenauswahl, bei der einheimische Pflanzen berücksichtigt werden.
Aber Natur im Garten bedeutet darüber hinaus noch mehr. Und diesen Naturschutz kann man in jedem noch so kleinen Garten verwirklichen. Dazu bedarf es nur ein wenig Mutes, den vielen Fragern gegenüber. Denn Fragen werden einem ganz viele gestellt, wenn man anfängt, eine Reisighecke aufzuschichten, Insektennisthilfen aufzuhängen oder Trockensteinmauern zu bauen.
Wir wollen in diesen Beiträgen versuchen, Ihnen Naturschutz im Garten etwas näher zu bringen. Denn ein Garten kann eine Entdeckung sein, den man jeden Tag, das ganze Jahr hindurch genießen kann. Die Jahreszeiten mit ihrem Kommen und Gehen werden erlebbar.
Voraussetzung dafür ist ein anderer Umgang mit dem Garten. In einem naturnahen Garten ist nicht der Aktive gefragt, sondern der eher passive, mit geschultem Auge ausstattete Gartenbesitzer, der nur hier und da selektiv eingreift. Um mehr Natur den Einzug zu gestatten, muss ein Garten nicht neu angelegt werden. Wichtig ist, dass Sie Interesse haben, Naturschutz im Garten zu verwirklichen.
Es empfiehlt sich aus ökologischer Sicht auf den Einsatz von Pestiziden im eigenen Garten zu verzichten. Bereits ein geringes Ausbringen von Insektiziden, Herbiziden oder Fungiziden im eigenen Garten stellt einen Eingriff in das empfindliche Ökosystem dar und ist obendrein fast immer unnötig. Das Gift wird innerhalb der Nahrungskette und des Nahrungsnetzes weitergegeben, beispielsweise von den bekämpften Läusen über Käfer zu Kleinvögeln bis hin zu den großen Greifvögeln. Dort reichert es sich an und die Tiere können an chronischen Vergiftungen erkranken.
Der NABU bittet daher:
Stattdessen ist es wichtig, auf die Regenerationsfähigkeit des eigenen Gartens setzen. Das natürliche Gleichgewicht stellt sich in der Regel ein, wenn der Garten natürlich gestaltet ist. So hilft z.B. beim Gemüseanbau im eigenen Garten neben einer ausgewogenen Fruchtfolge auch die Mischkultur: Möhren, Steckzwiebeln und Knoblauch ergänzen sich gut und halten auf natürliche Weise gegenseitige Schädlinge fern. Ringelblumen zwischen den Reihen sehen nicht nur gut aus, sondern sorgen auch für das Fernhalten von Schädlingen z.B. bei Spinat und Salat. Es gibt eine ganze Reihe weiterer Hinweise in guten Gartenbüchern.
Und wenn es mal überhaupt nicht anders geht: man kann auch Aufgüsse von Brennnessel, Ackerschachtelhalm u.a. herstellen und mit diesen Läuse oder Mehltau bekämpfen.
Mulchen ist mittlerweile in aller Munde. Selbst Kommunen haben das Mulchen für sich entdeckt. Damit ist gemeint, dass Pflanzenreste, Rasenschnitt, Blätter, Kompost, Stroh, Häckselmaterial und selbstverständlich auch Rindenmulch als Material zum Abdecken des Bodens unter Bäumen und Sträuchern, in Blumenbeeten und an weiteren Stellen im Garten verwendet werden.
Für eine solche Bodenbedeckung zu sorgen, bringt viele Vorteile:
Außerdem schließt sich dadurch der Stoff-Kreislauf und die Biotonne oder teilweise auch die Restmülltonne werden entlastet. Transportkosten und Kraftstoffverbrauch durch den Verzicht auf die Entsorgung werden eingespart. Die positiven Folgen sprechen auf jeden Fall für ein Mulchen mit dem im Garten anfallenden organischen Material.
Ein Komposthaufen oder auch ein Schnellkomposter sollte in keinem Garten fehlen. Letzterer hat den Vorteil, dass er in der Regel geschlossen ist und somit ungeliebte Nagetiere ferngehalten werden. Im Komposter lassen sich frische Küchenabfälle, aber auch Blätter und geringe Mengen an Rasenschnitt sinnvoll verwerten.
Bitte beachten Sie grundsätzlich, dass große Bäume in einem wenige hundert Quadratmeter umfassenden Hausgarten den Rahmen sprengen. Pflanzen Sie also keine hochwachsenden und ausladenden Bäume, wenn der Platz dafür fehlt.
Als Ersatz bieten sich Sträucher aus heimischen Gefilden an und wer nicht darauf verzichten möchte, Zuchtprodukte aus den Baumschulen. Auch hier sollte auf die Größe geachtet werden, doch viele Sträucher haben den Vorteil, dass man sie radikal zurück schneiden kann. Wünschenswert ist es, wenn der Nadelholzanteil der Gehölze im Garten 10% nicht übersteigt.
Stauden, Zwiebelgewächse, Gräser, Sträucher und Bäume sind es, die den Charakter eines Gartens wesentlich mit bestimmen und dafür verantwortlich sind, ob sich der Gartenbesitzer oder -besucher davon angesprochen fühlt. Aber auch für viele Tiere ist die Gehölzauswahl von Bedeutung.
Leckere Samen, Beeren und andere Früchte finden Rotkehlchen, Amseln oder Finken zumeist nicht an Cotoneaster, Azalee, Rhododendron, Zierkirsche, Serbischer Fichte oder Tuja. Diesen und vielen anderen Exoten fehlen entweder die Früchte, da sie unfruchtbar gezüchtet wurden, oder aber die heimischen Tiere, zumeist Vögel, fressen diese Früchte nicht. Hinzu kommt, dass auch die meisten heimischen Insekten wie z.B. Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und Käfer auf bestimmte Pflanzen wie Pfaffenhütchen, Hartriegel, Holunder oder Wildkirsche angewiesen sind. Außerdem finden sie oftmals nur in und an heimischen Gehölzen den notwendigen Unterschlupf und Rückzugsraum (Höhlen, dichtes Strauchwerk, Borke) sowie Nahrung (Blüten, Früchte, Blätter.
Aber auch den ökonomischen Wert für den Menschen sollte man nicht unterschätzen, denn Nützlinge finden hier gute Lebensbedingungen und können so den Schädlingsbefall des eigenen und der angrenzenden Gärten oder landwirtschaftlicher Kulturen mindern.
Bei aller ökologischen Notwendigkeit für die einheimischen Pflanzen soll hier aber nicht zum Gegenschlag gegen sämtliche Exoten ausgeholt werden. Gegen einzelne solcher Pflanzen ist sicher nichts einzuwenden. Aber der verantwortungsvolle Gartenbesitzer sollte, will er auf Exoten nicht verzichten, schon auf ein ausgewogenes Arrangement von heimischen und exotischen Pflanzen in seinem Garten achten.
Nachstehend wird auf einige heimische Sträucher und Bäume hingewiesen, deren Verwendung für den Garten geeignet ist.
Besonders wichtig ist es, darauf zu achten, dass Sie die jeweiligen "Wildarten" kaufen, anstatt der gezüchteten und häufig ökologisch nicht so wertvollen Kulturformen, bei denen es in erster Linie um das Aussehen geht. Daher ist der botanische (lateinische) Name besonders wichtig!
Brombeere (Rubus fruticosus)
Faulbaum (Rhamnus frangula)
Feldahorn (Acer campestre)
Hainbuche (Carpinus betulus)
Hartriegel (Cornus sanguinea)
Haselnuss (Corylus avellana)
Hundsrose (Rosa canina)
Kornelkirsche (Cornus mas)
Pfaffenhütchen (Euonymus europäus)
Schlehe (Prunus spinosa)
Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus)
Wolliger Schneeball (Viburnum lantana)
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Stechpalme (Ilex aquifolium)
Vogelbeere / Eberesche (Sorbus aucuparia)
Weißdorn (Crataegus monogyna)
Birke (Betula pendula)
Feldulme (Ulmus minor)
Gemeine Esche (Fraxinus excelsior)
Korbweide (Salix viminalis)
Mispel (Mespilus germanica)
Purpurweide (Salix purpurea)
Rotbuche (Fagus sylvatica)
Salweide (Salix caprea)
Sommerlinde (Tilia platyphllos)
Stieleiche (Quercus robur)
Winterlinde (Tilia cordata)
Wenn man Obstbäume im eigenen Garten pflanzen möchte, dann sollte man auf standortangepasste, möglichst hochstämmige, zumindest aber halbstämmige Sorten zurückgreifen. Für die niederrheinische Region gehören sicherlich Äpfel wie Boskoop, Jakob Lebel, Rote Sternrenette, Gravensteiner, Birnen wie die Gute Luise und Clapps Liebling sowie Zwetschgen dazu. Bei der genauen Sortenauswahl sind gute Baumschulen oder der regionale Obstbaumberater bei NABU-Kreisgruppe Wesel behilflich. Auch bei erforderlichen Schnittmaßnahmen können Sie sich an uns wenden.
Mit den Gehölzen haben Sie dem Garten ein Gerüst gegeben. Auf Beetstreifen können unter, zwischen und vor den Sträuchern die unterschiedlichsten Stauden, sowie Zwiebel- und Einjahrespflanzen mit ihren verschiedenen Ansprüchen an Licht und Wasser übers ganze Jahr wachsen. Im Herbst bieten die Beete Platz für das Laub, das dort die Funktion einer natürlichen Winterabdeckung übernimmt und durch Verrottung zum Humusdünger wird. Ein kleine Kräuterspirale oder ein Kräutergarten zieht viele Insekten an.
Der Großteil der Gartenfläche nimmt oft der Rasen ein. Nutzt man diesen grünen Teppich? Tiere spricht er wenig an, vielleicht den Maulwurf oder die Amsel. Ein wenig begangener Teil könnte sich zu einer Wildwiese entwickeln, die nur zweimal im Jahr gemäht wird.
Grundsätzlich sollte auf eine geringe Versiegelung geachtet werden. Es ist ökologisch sinnvoll, bei dem Anlegen von Wegen auf eine Versickerung des dort anfallenden Regenwassers zu achten und durch bewusst eingebaute Fugen entsprechenden Pflanzen Platz zu bieten. Stark begangene und befahrene Teile der Rasenfläche können als Schotterrasen ausgeführt werden. Bei vielen Wegen, die nur wenig genutzt werden, reichen Trittsteine oder Rasen- und Mulchwege aus.
Es muss nicht immer der große Naturteich sein. Wenn man trotz Platzmangels nicht auf dieses Element in seinem Garten verzichten möchte, dann rät es sich, verschiedene kleine Wasserplätze zu gestalten. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Unterschiedliche Vogeltränken, kleine Wasserläufe im Kies, japanische Bambuswasserspiele oder kleine vernässte Mulden bieten Tieren und Pflanzen Lebensraum und können ansprechend gestaltet werden. Oft ist es schwierig, unterschiedliche Ansprüche an einer Wasserstelle zu konzentrieren. Wer Fische haben möchte, sollte einen Fischteich mit seiner Technik anlegen und dies nicht mit einem Naturteich verbinden.
Mit den unterschiedlichsten Pflanzen haben Sie vielen Tieren Nahrung verschafft. Angebohrte Hartholzbaumscheiben oder Bohlen, auch Steine, bieten Wildbienen und ihren Schmarotzern eine Vermehrungsmöglichkeit. Ein Haufen Sand, eine Trockensteinmauer, vielleicht kombiniert mit einer Wasserstelle, bietet Spezialisten im Tier- und Pflanzenreich eine Heimat. Schnittholz oder alte, dicke, vermodernde Stämme, dekorativ oder hinter Sträuchern platziert, ist Unterschlupf oder Nahrungsquelle vieler Lebewesen.
Sehr viele unserer heimischen Bienen- und Wespenarten leisten im Garten wichtige Bestäubungsarbeit und helfen bei der Dezimierung und Regulierung pflanzenfressender "Schadinsekten" mit. Sie leben einzeln (solitär) und bauen ihre Brutröhren in morschem Holz, hohlen Pflanzenstängeln oder Steinspalten. Nach der Eiablage werden die Brutkammern mit Lehm oder Harz verschlossen. Die "künstlichen Nisthilfen" sollten Löcher mit unterschiedlichem Durchmesser (1-10 mm) und Tiefe (5 bis 10 cm) haben. Diese Nisthilfen sollten waagerecht, an sonnigen und windgeschützten Orten aufgehängt werden.
Es gibt zahlreiche weitere naturnahe Gestaltungselemente für einen Garten:
An dieser Stelle können selbstverständlich nicht alle Gestaltungsmöglichkeiten für mehr Natur im Garten ausführlich dargestellt werden. Weiterführende Informationen gibt es zu einzelnen Themen beim NABU-Bundesverband.
Richtiges Füttern hilft der Vogelwelt und ist ein Naturerlebnis. Der NABU-Wesel empfiehlt die Ganzjahresfütterung.