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Ökologische Verbesserung und naturnahe Umgstaltung Rotbaches

Der Rotbach im Kreis Wesel ist durch Bergsenkungen stark beeinträchtigt. Die Planungen des Lippeverbandes für die naturnahe Umgestaltung des Rotbaches zwischen dem Zusammenfluss Rotbach/Schwarzbach und dem Rückhaltebecken Rotbachsee in Dinslaken haben zum Ziel, dem Fließgewässer Rotbach wieder ein eder ein natürliches Gesicht zurückgeben.
 

Aktueller Zustand und Anlaß der Renaturierung

Der Rotbach entwässert ein rund 50 km² großes Einzugsgebiet mit den Städten Voerde, Dinslaken, Bottrop und Oberhausen. Der Rotbach entspringt mit seinen Quellbächen Rotbach und Schwarzer Bach im Bereich der Kirchheller Heide.

Der untertägige Steinkohleabbau des Bergwerkes Lohberg/Osterfeld hat bereits in der Vergangenheit am Rotbach im Dinslakener Ortsteil Hiesfeld zu Vorflutstörungen geführt. Derzeit ist besonders der Rotbach-Mittellauf davon betroffen, aber auch in Zukunft werden Bergsenkungen zu Veränderungen an der Erdoberfläche führen. Ein neues Senkungstief wird unmittelbar östlich der BAB A3 entstehen. Die Einstaufläche des vorhandenen Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) wird sich hierdurch nach Osten ausdehnen, so dass sich ohne Gegenmaßnahmen vom HRB Rotbachsee bis hinter die BAB A3 ein Gewässer ausbilden wird und einige Höfe mit den angrenzenden Flächen überstaut werden würden. Vorbeugend sind daher umfangreiche wasserbauliche Maßnahmen geplant.

Entwicklungsziele

Im Rahmen dieser wassertechnisch notwendigen Gewässerumgestaltung werden neben den wasserwirtschaftlichen Zielen des Hochwasserschutzes und der Gewährleistung der Vorflut auch die gewässerökologischen Ziele in den Vordergrund gestellt. Die Maßnahmen orientieren sich an den Maßgaben der ökologischen Gestaltungsaspekte gemäß der "Richtlinie für den naturnahen Ausbau und Unterhaltung der Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen" (1999). Ziel ist es, die Voraussetzungen für ein stabiles, sich selbst regulierendes Fließgewässerökosystem zu schaffen.
 

Gestaltung des Gewässers

Ein wesentliches Ziel der Umgestaltung des Rotbaches besteht darin, dass die vorhandene gradlinige Trassenführung in weiten Abschnitten aufzuheben und durch einen naturnahen Ausbau mit geschwungener und asymmetrischer Linienführung zu ersetzen ist. Dem Gewässer soll Raum für eine eigendynamische Entwicklung zur Verfügung gestellt werden.

Die aufgrund der Senkungen und der Begradigung verursachte Gefälleversteilung wird durch die Laufveränderung und die Anlage von Sohlgleiten wieder an das natürliche Gefälle angepasst. Der Rotbach lässt sich dabei in drei unterschiedliche Gestaltungsbereiche einteilen:

  • Eigendynamische Entwicklung in den Bereichen, in denen sich wertvolle Biotope im unmittelbaren Umfeld des Gewässers befinden (Waldbereiche)
  • Weitgehende Neutrassierung bzw. Aufnahme der historischen Trasse zwischen A3 und Scholtenbusch
  • Aufweitung der Profile und Schaffung von Ersatzauen in Anlehnung an die vorhandene Trassenführung

Demnach wird die "eigendynamischen Entwicklung" beispielsweise in den vorhandenen Waldbereichen Kalthofs- und Scholtenbusch, zwischen der A 3 und der Straße "Hinter den Kämpen, im Mündungsbereich des Schwarzen Siepen vorbereitet. An einigen Stellen werden die vorhandenen Altarme und die Nebenbäche durch Öffnen bzw. Abflachen der Böschungen angeschlossen.

Rotbach im Bereich Schwarzer Siepen, Lippeverband Essen

Eine eigen-dynamische Verlagerung in die nördlichen angrenzenden Waldbereiche soll hier eingeleitet werden. Der südlich parallel verlaufende Wanderweg zum Rotbach muss zur Begrenzung des dahinterliegenden HRB erhalten bleiben.

Eine weitgehende Neutrassierung bzw. Aufnahme der historischen Trasse findet zwischen der zwischen der BAB A 3 und dem Kalthofs- und Scholtenbusch statt. Hier sind durch die prognostizierten Senkungen zu erwarten, dass die landwirtschaftlichen Flächen stärker vernässen und nur noch schwer bzw. nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden können.

Rotbach im Bereich Scholtenbusch bis zur BAB A3, Lippeverband Essen

Das Gewässer kann mit geringen Einschnittstiefen in die historische Trasse aus dem Jahre 1842 zurückverlegt werden. Der Wanderweg wird an die südliche Grenze verlegt. Die Flächen zwischen altem Rotbach - über diese Trasse werden noch die nördlichen Nebenläufe naturnah abgeleitet - und dem Wanderweg stehen dann dem Gewässer bzw. der Natur zur Verfügung. Initialpflanzungen sollen in diesem Abschnitt nur den Beginn der Eigenentwicklung unterstützen.

In den übrigen Bereichen erfährt der Rotbach eine Aufweitung in Anlehnung an die vorhandene Trasse. Er ist auch nach Senkungen und der Umgestaltung hier immer noch tiefer eingeschnitten. Die angrenzenden Nutzungen ermöglichen es, das Gewässer überwiegend nach Norden aufzuweiten, so dass hierdurch Ersatzauen geschaffen werden können, die dann Lebensraum für wassergebundene Tiere und Pflanzen bieten. Im unmittelbaren Gewässerbereich sind Initialpflanzungen mit Schwarzerlen vorgesehen. Zu den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen sind größere Gehölzpflanzungen geplant, die Pufferfunktionen übernehmen.

Für den gesamten Rotbach steht die Eigenentwicklung im Vordergrund.

Rotbach an der Franzosenstraße, Lippeverband Essen

Durch diese Dynamik können Kolke und Uferabbrüche entstehen. An anderen Stellen werden sich durch die Sediment-verfrachtungen Gleitufer mit Sand- und Kiesbänken bilden. Dies wird durch eine entsprechende Profilgestaltung mit ständigem Wechsel der Wassertiefen und Fließgeschwindig-keiten initiiert und durch belebende Strukturelemente wie z.B. Totholz und Baumstubben unterstützt. In der Flachwasser- bzw. Wasserwechselzone ist zunächst keine Initialpflanzungen von Uferstaudengesellschaften vorgesehen. Entlang der Mittelwasserlinie wird das Ufer abschnittsweise mit Baumweiden oder Schwarzerlen bepflanzt. Das Wurzelwerk der Bäume sichert das Gewässerufer und gleichzeitig beschatten die Gehölze das Fließgewässer. Innerhalb der Bachaue werden punktuell Ufergebüsche zur Strukturierung gepflanzt.

Insgesamt wird die Bachaue so gestaltet, dass durch wechselnde Geländehöhen wechselfeuchte Bereiche bzw. teilweise offene Wasserflächen in Abhängigkeit vom Wasserstand des Rotbaches entstehen.

Nach Herstellung der Linienführung und der Bachaue werden das Gewässer und die Bachaue sich selbst überlassen. Nur wenn die Vorflut und der Hochwasserschutz nicht mehr gewährleistet sind und Schäden an Bauwerken entstehen können, sind entsprechende Pflegemaßnahmen erforderlich.

Hochwasserschutzmaßnahmen

Eine Besonderheit stellt die Deichbaumaßnahme zum Schutz der Hofanlagen im Bereich östlich der BAB A 3 dar.

Die prognostizierten Bergsenkungen würden in Zukunft zu häufigen Überflutungen dieses Bereiches führen. Bei kleinen Hochwasserabflüssen würde sowohl der Rotbach als auch der Rollsiepen in Folge des eintretenden Rückstaus frühzeitig über die Ufer treten. Außerdem vergrößert sich ohne gegensteuernde Maßnahmen die Einstaufläche des HRB Rotbachsee bis zur Dickerstraße im Norden.

Nördlich des Waldgebietes ist aufgrund der noch eintretenden Senkungen ein ca. 600m langer und bis zu 3,40 m hoher Deich erforderlich. Hierdurch wird die Hochwassersicherheit für die Hofanlagen bis zur Dickerstraße gewährleistet.

Die freie Vorflut für die dahinterliegenden Flächen und den Rollsiepen ist hierdurch allerdings nicht mehr gegeben. Um dieses zu gewährleisten, wird der Rollsiepen oberhalb der Deichstrecke dem Rotbach in freier Vorflut direkt zugeführt. Die restlichen Flächen zwischen der A 3 und dem Deich müssen über ein Pumpwerk in den Rotbach entwässert werden.

Nach Süden hin liegt der Deich am vorhandenen Waldrand und wird hierdurch weitestgehend in das Landschaftsbild eingebunden. Nur im östlichsten Bereich ist es aufgrund der engen Platzverhältnisse erforderlich, Teile des Waldes in Anspruch zu nehmen. Zu den offenen nördlich angrenzenden Flächen erfolgt eine Eingrünung des Deiches. Zwischen dem Deich und dem Rotbach wird sich aufgrund der veränderten Grundwassersituation und der geänderten Gewässerdynamik der Waldbestand auf Dauer zu einem feuchte geprägten Waldbestand verändern.

Dieser Bericht erschien im Naturspiegel, Heft 46
Autor: Michael Wulf, Lippeverband Essen

 

NABU-Kommentar zum Rotbach-Konzept

Kann man Natur entwickeln?

Das angestrebte Leitbild der Landschaftsentwicklung wird für den zukünftigen Rotbachverlauf östlich von Dinslaken heftig diskutiert. Schon seit Jahrzehnten hat der Sonntagsnachmittagsspaziergang den Rotbach als Ziel. Aus Hiesfeld kommend tritt der Wanderer aus dem geschlossenen Buchenwald heraus, gelangt auf die von Bäumen begleiteten Dämme des begradigten Rotbaches und weiter zu den Wiesen- und kleinen Waldflächen mit den Resten der Altarme.

Über die Jahre veränderte sich der Raum - fast unmerklich. Im Bereich des alten Forsthauses starben die Bäume ab, Wasser trat an die Oberfläche. Dann war der Bereich nicht mehr begehbar. Der Bau des Rückhaltebeckens und des Stauwehres waren gravierende Veränderungen, die aber akzeptiert wurden. Der schnurgerade Rotbach blieb erhalten, teils mehr als Teich, da das Wasser nur langsam floss oder gar stand. Dies war nicht so auffällig. Genauso wenig wie die Pumpen, die gebaut wurden, um zu verhindern, dass die alten Hofgebäude an der Franzosenstraße langsam versanken.

Die Senkungen des Bergbaus werden nun zum Anlass genommen, den mäandrierenden Rotbachverlauf wieder herzustellen. Der aktuelle, schnurgerade Lauf entspricht ja auch nicht den Anforderungen der Richtlinie des naturnahen Gewässerausbaus. Die natürlichen Bachelemente werden nun von Menschenhand gebaut. Das Ökosystem wird sich hoffentlich an die Vorgaben halten.
 

Es gibt nur einige kleine Schönheitsfehler

Die Anbindung der Altarme ist nur teilweise möglich. Außerdem wird an einigen Stellen landschaftsgerecht eingedeicht. Man sieht es ja nicht. Manchmal passt die Grundwasserströmung und die Vorflut nicht. Dann wird gepumpt. Fossile Energie haben wir ja genug. Und die Durchgängigkeit? Die gab es früher bei den Mühlen auch nicht! Die im Fluss wandernden Fische und Kleintiere? Man kann nicht alles haben! Ansonsten wird für das Ökosystem ja alles geboten. Und wenn die Senkungsprognosen nicht eintreffen? Dann muss an den Schräubchen etwas mehr gedreht werden.

Warum lassen wir nicht die Konsequenzen des untertägigen Bergbaus an der Erdoberfläche zu - mit Versumpfung, Verbruchung und der Aufgabe des Bachlaufes sowie der Nutzungen? Ohne naturnahe Umgestaltung, energieaufwendiges Pumpen und kostenintensives Nachbessern! Für Natur und Mensch.

Dieser Beitrag basiert auf dem Bericht von Frau Veronika Mook im Naturspiegel, Heft 47

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